Systematikänderung BROOKESIINAE:
Statt in den bisherigen 2 Gattungen (Brookesia &
Rhampholeon) haben Matthee, Tilbury & Townsend die
Erd- oder Stummelschwanzchamäleons nun in 3
Gattungen eingeteilt:
Brookesia, Rieppeleon, Rhampholeon (= 3 Untergattungen - Rhampholeon, Bicuspis, Rhinodigitum)
Zur "neuen" Gattung Rieppeleon (Matthee, Tilbury & Townsend 2004) zählen bislang folgende Arten:
*Rieppeleon kerstenii (Peters 1868) - statt Rhampholeon kerstenii
*Rieppeleon brevicaudatus (Matschie 1892) - statt Rhampholeon brevicaudatus
*Rieppeleon brachyurus (Günther 1893) - statt Rhampholeon brachyurus
|
weitere Infos: http://www.chameleonnews.com/revisionsramph.html |
weitere Infos: http://echsenseite.at/content/view/63/86 |
Direkt zu: Rieppeleon
(Rhampholeon) brevicaudatus Matschie 1892
Rieppeleon (Rhampholeon) kerstenii
PETERS 1868
Verbreitung / Lebensraum:
Kenia,
Somalia
Tropisches
Tiefland, vielfach in Küstennähe. Diese Art ist auch als Kulturfolger in
Siedlungen zu finden. Dort hält es sich im Gras, in Büschen, Hecken oder an
Waldrändern auf.
Das Chamäleon lebt in Bodennähe. In den Morgenstunden verlässt es den Grashalm
oder Ast und sucht den Boden auf. Am Nachmittag sind die Tiere wieder an den
Grashalmen oder in den niederen Büschen zu finden. Zur Übernachtung suchen sie
sich eine erhöhte Lage.
Beschreibung:
Die
Tiere erreichen eine Gesamtlänge von ca. 8 cm. Der Schwanz macht bei dieser Art
fast 1/3 der Gesamtlänge aus, was bei Rhampholeon nicht üblich ist. Die
Körperform ist als längsgestreckt zu bezeichnen.
Die Grundfarbe variiert von braun bis hellbeige. In erregtem Zustand zeigen sie
eine dunkle Streifenzeichnung, von der Schnauzenspitze bis zum Schwanz
verlaufend. Durch die Knötchen auf der körnerschuppigen Haut fühlt sich dieses
wie Schleifpapier an. Die Augenbrauenkante, welche für diese Art typisch ist,
ist vergrößert und nach oben gerichtet.
Die Lebenserwartung liegt zwischen 30 und 36 Monaten. In Gefangenschaft leben
die Tiere nicht wesentlich länger.
Das Terrarium
sollte eine 4-5 cm hohe Erdschicht, welche mit kleinblättrigem Laub bedeckt,
ist enthalten. Eine gute Belüftung darf nicht fehlen, so dass im Terrarium
keine Stickluft entstehen kann. Als Klettermöglichkeit sollten dünne Äste- zum
Beispiel ein kleinwüchsiger Bambus vorhanden sein.
Die Temperatur
sollte sich tagsüber zwischen 25-28°C bewegen. Eine Nachtabsenkung auf minimal
22°C ist empfehlenswert. Bei Nachttemperaturen unter 19°C ist die
Überlebenschance der Tiere sehr gering. Die Luftfeuchtigkeit ist durch das
Feuchthalten vom Bodengrund hoch genug. Die Lichtquelle sollte zugleich als
Wärmestrahler dienen und einen UV-B Anteil aufweisen.
Für ein Einzeltier
reicht ein Terrarium mit der Größe (L*B*H) 30*40*40 cm aus. Für ein Paar
muss das Terrarium eine Größe von 60*50*50 haben. Die Fütterung wird mit
allerlei Insekten bis zu einer Länge von 7 mm ist optimal. Die Futtertiere
werden mit einem für Chamäleons geeigneten Vitaminpulver (z.B. Korvimin ZVT,
Minerall etc.) eingestäubt.
Die
Paarungswilligkeit kann durch das vermehrte Besprühen des Terrariums mit Wasser
erreicht werden. Wie die Paarung dieser Art genau abläuft, konnte bis heute
nicht beobachtet werden. Nach F. W. Henkel/S. Heinecke zeigten
Terrarienbeobachtungen das gleiche Balzverhalten wie Brookesia minima. Die
Weibchen sollen die Männchen mehrere Tage auf dem Rücken umhertragen. Die
Trächtigkeit der Weibchen dauert etwa 2 Monate.
Zucht:
Die bis zu 10 Eier
werden in einen selbst gegrabenen Krater abgelegt. Der Krater wird in der als
Bodengrund vorhandenen feuchten Erde erstellt. Die Eier sind bis spätestens 1
Tag nach der Ablage in ein luftdicht verschlossenes Gefäß mit feuchtem
Substrat zu überführen. Am ersten Tag nach der Ablage muss die Lage des Eies
noch nicht berücksichtigt werden. So können Gelege ohne die Gefahr des Absterbens
des Embryos überführt werden. Nach 65 Tagen schlüpfen die Jungtiere bei einer
Zeitigungstemperatur von 26-30°C. Die Schlupfdauer beträgt 1-3 Stunden. In
dieser Zeit ziehen die Schlüpflinge den Dottersack ein und stellen auf
Lungenatmung um. Jedoch hat sich inzwischen auch gezeigt, dass auch die im
Terrarium belassenen Eier ohne große Probleme zum Schlupf kommen. Lediglich das
Herausnehmen der Jungtiere gestaltet sich dann meist mehr als schwierig. Die
frisch geschlüpften Jungtiere sind etwa 3 cm lang und haben somit mehr als ein
Drittel ihrer Gesamtgröße.
Die
Aufzucht in Gruppen ist möglich. Die Terrarieneinrichtung entspricht derjenigen
für adulte. Gefüttert werden die Jungen mit kleinen Fruchtfliegen (Drosophila).
Es gibt Züchter, die ihre Drosophila immer mit einem hochwertigen Vitaminpulver
einstäuben, meiner Meinung reicht jedoch eine gesunde Zucht von D. aus,
um Mangelerscheinungen vorzubeugen. Lediglich die sonst benutzten Futtertiere
sollten entsprechend behandelt werden.
Besonderheit:
Die Art hat zu Abwehrzwecken eine
besondere Körpereigenschaft entwickelt. Es handelt sich dabei um ein
Muskelzittern, welches bei Berührung ausgelöst wird. Das Zittern wird von uns
Menschen fast wie viele kleine hintereinander folgende Stromstösse wahrgenommen.
Für Fragen: furcifer @terrasauria.net
© Winfried Bongers 2007 – TerraSauria-Team
Rieppeleon (Rhampholeon) brevicaudatus
Matschie 1892
Beschreibung:
Rh.
brevicaudatus stammt aus den Bergen Tansanias (Ostafrika). Es ist mit einer
maximalen Länge von rund 9 cm relativ klein, allerdings gehören Erdchamäleons
im Allgemeinen generell zu den eher kleinen Arten.
Die Grundfarbe ist schmutzigbraun bis teilweisegrün-braun, mitunter mit dunklen
oder hellen Längsstreifen. Eine unbestätigte Vermutung ist, dass die Jungtiere
einfarbig sind, adulte Tiere dann die Streifenzeichnung annehmen. Jedoch färben
auch diese sich gelegentlich um. Am Kinn sitzen vergrößerte Schuppen
("Dornen"), welche ebenfalls an den Unterarmen vorkommen. Der Schwanz
ist recht kurz, bei ausgewachsenen Tieren etwa 1-1,5cm.
Gehalten werden
die Tiere in einem Terrarium der Groesse 40x40x40cm oder mehr, wobei die
Grundfläche entscheidender ist als die Höhe, denn Rh. breviaudatus hält sich
meist im unteren Bereich des Terrariums auf. Eingerichtet wird das Becken immer
als Regenwaldterrarium. Als Bodengrund kann ungedüngte Erde, mit etwas Sand
vermischt, verwendet werden. Das Einbringen von einem teil Walderde trägt dazu
bei, „lebenden“ Boden entstehen zu lassen. Die Wände können an den Seiten
verkleidet werden, beispielsweise mit Korkplatten, die auch gerne zum Klettern
benutzt werden. Das Terrarium sollte üppig gepflanzt werden, um einen
natürlichen Lebensraum mit vielen Versteckmöglichkeiten zu bieten. Kleine Ficus
benjaminii bieten viele Klettermöglichkeiten, ebenso wie ficus pumila Ficus
pumila deckt schnell den ganzen Bodenbereich ab und auch die Seitenwände.
Verschiedene kleinere Farne sowie Moos können ebenfalls benutzt werden. Einige
quersitzende Zweige und etwas trockenes Laub auf dem Boden sollten nicht
fehlen.
Die Temperatur im
Terrarium sollte tagsüber zwischen 22 und 28° C schwanken, nachts ist eine
Absenkung auf 17-20° C empfehlenswert. Die Luftfeuchtigkeit muss durch Sprühen
oder eine Beregnungsanlage hoch gehalten werden (70-100% rel.
Luftfeuchtigkeit).
Gefüttert
wird mit kleinen Heimchen und frisch geschlüpften Heuschrecken, Fliegen und
anderen kleinen Insekten.
Das Terrarium
kann durch Halogenspots sowie eine Neonröhre beleuchtet werden.
Eine
Geschlechtsunterscheidung ist nur durch die verdickte Schwanzwurzel der
Männchen möglich, einen ausgeprägten Sexualdiphormismus wie bei vielen anderen
Chamäleons gibt es nicht, bzw. wurde noch nicht beobachtet.
Eine Gruppenhaltung
ist möglich, jedoch sollte immer nur ein Männchen je Terrarium gepflegt werden,
da die männlichen Tiere Reviere bilden. Die Art ist eierlegend, wobei das
Gelege aus 3-6 Eiern besteht, die vergraben werden. Es ist möglich, die Eier im
Terrarium zu belassen, aber auch eine Inkubation bei etwa 25° C mit
entsprechender Nachtabsenkung und 70-80% rel. Luftfeuchtigkeit ist möglich.
Für Fragen: furcifer @ terrasauria.net
© Winfried Bongers 2007 – TerraSauria-Team
Necas,
P. & Schmidt, W.: Stummelschwanzchamäleons - Miniaturdrachen des
Regenwalds. Die Gattungen Brookesia und Rhampholeon. Edition
Chimaira, Frankfurt 2004 - www.chimaira.de
Friederich,
Ursel 1985. Beobachtungen an Rhampholeon kerstenii kerstenii (PETERS, 1868) im
Terrarium. Salamandra 21 (1)
Esser,
S.; Flamme, A.; Lutzmann, N. & Schneider, H. 2004. Haltung und Vermehrung
des Stummelschwanzchamäleons Rhampholeon brevicaudatus. Reptilia (Münster) 9
(4)
Leptien,
R. 1991. Haltung und Nachzucht von Rhampholeon kerstenii kerstenii (PETERS
1868). Salamandra 27 (1/2)
Leptien,
R. 2006. Mimese und Abwehrverhalten bei Stummelschwanzchamäleons. Reptilia
(Münster) 11 (4)
Lutzmann,
N. 2004. Das niedrigfrequente Vibrieren der Chamäleons. Reptilia (Münster) 9
(4)
Necas,
P. & Schmidt, W. 2004. Geheimnisvolle Mini-Drachen: Die Erd- und
Stummelschwanzchamäleons der Gattungen Brookesia und Rhampholeon. Reptilia
(Münster) 9 (4)
|