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Stummelschwanzchamäleons

Die Erd- oder Stummelschwanzchamaeleons gehören zur Familie Chamaeleonidae, innerhalb dieser bilden sie jedoch die Unterfamilie der "Falschen Chamaeleons" (Brookesiinae). Im Gegensatz zu den 'Echten Chamäleons' haben Erdchamäleons nur einen sehr kurzen Schwanz, der nicht als "fünfter Arm" benutzt wird.

Es gibt 2 Gattungen unterhalb der Brookesiinae, zum einen die Gattung Brookesia mit z.Zt. etwa 27 bekannten Arten und Unterarten, zum anderen die Gattung Rhampholeon, zu der auch Rh.brevicaudatus gehört, mit  derzeit etwa 17 bekannten Arten und Unterarten.

Es handelt sich allgemeinen um leider recht selten in Terrarien gehaltene Arten, vielleicht weil sie bei weitem nicht so farbenfroh sind wie die bekannteren im Handel anzutreffenden Arten, jedoch entbehren sie nicht einem gewissen Charme. Außer Rhamph. perarmata (WA 1) sind keine der beiden Arten besonders geschützt.
Nachzuchten werden hier nicht oft angeboten, so ist auch schwer, zuverlässige Informationen zu finden. Das einzige z.Zt recht ausführliche Werk darüber ist von Necas verfasst. (siehe Literaturhinweis)

 Der Habitus ist wie bei anderen ( z.B. „Echten“) Chamäleons, lediglich in der Schwanzlänge gibt es erhebliche Unterschiede.  Der im allgemeinen sehr lange Schwanz der Chamäleons wird dabei noch als fünfter Arm benutzt. Einige Chamäleon-Arten jedoch blieben auf dem Boden bzw. in Bodennähe, das waren die Erdchamäleons. Es wird u.a. darauf zurückzuführen sein, dass sich hier der an sich lange  (Greif-)Schwanz der Tiere hier zurückentwickelte, da durch das Leben auf dem Boden eine solche Vorrichtung nicht mehr unbedingt notwendig war.


Systematikänderung BROOKESIINAE:
Statt in den bisherigen 2 Gattungen (Brookesia & Rhampholeon) haben Matthee, Tilbury & Townsend die
Erd- oder Stummelschwanzchamäleons nun in 3 Gattungen eingeteilt:
Brookesia, Rieppeleon, Rhampholeon (= 3 Untergattungen - Rhampholeon, Bicuspis, Rhinodigitum)

Zur "neuen" Gattung Rieppeleon (Matthee, Tilbury & Townsend 2004) zählen bislang folgende Arten:
*Rieppeleon kerstenii (Peters 1868) - statt Rhampholeon kerstenii
*Rieppeleon brevicaudatus (Matschie 1892) - statt Rhampholeon brevicaudatus
*Rieppeleon brachyurus (Günther 1893) - statt Rhampholeon brachyurus
weitere Infos:   http://www.chameleonnews.com/revisionsramph.html weitere Infos:   http://echsenseite.at/content/view/63/86

Direkt zu: Rieppeleon (Rhampholeon) brevicaudatus Matschie 1892

Rieppeleon (Rhampholeon) kerstenii  

PETERS 1868

Verbreitung / Lebensraum:

Kenia, Somalia

Tropisches Tiefland, vielfach in Küstennähe. Diese Art ist auch als Kulturfolger in Siedlungen zu finden. Dort hält es sich im Gras, in Büschen, Hecken oder an Waldrändern auf.

Das Chamäleon lebt in Bodennähe. In den Morgenstunden verlässt es den Grashalm oder Ast und sucht den Boden auf. Am Nachmittag sind die Tiere wieder an den Grashalmen oder in den niederen Büschen zu finden. Zur Übernachtung suchen sie sich eine erhöhte Lage.

Beschreibung:

Die Tiere erreichen eine Gesamtlänge von ca. 8 cm. Der Schwanz macht bei dieser Art fast 1/3 der Gesamtlänge aus, was bei Rhampholeon nicht üblich ist. Die Körperform ist als längsgestreckt zu bezeichnen.  
Die Grundfarbe variiert von braun bis hellbeige. In erregtem Zustand zeigen sie eine dunkle Streifenzeichnung, von der Schnauzenspitze bis zum Schwanz verlaufend. Durch die Knötchen auf der körnerschuppigen Haut fühlt sich dieses wie Schleifpapier an. Die Augenbrauenkante, welche für diese Art typisch ist, ist vergrößert und nach oben gerichtet.

Die Lebenserwartung liegt zwischen 30 und 36 Monaten. In Gefangenschaft leben die Tiere nicht wesentlich länger.

 Terrarienhaltung

Das Terrarium sollte eine 4-5 cm hohe Erdschicht, welche mit kleinblättrigem Laub bedeckt, ist enthalten. Eine gute Belüftung darf nicht fehlen, so dass im Terrarium keine Stickluft entstehen kann. Als Klettermöglichkeit sollten dünne Äste- zum Beispiel ein kleinwüchsiger Bambus vorhanden sein.

Die Temperatur sollte sich tagsüber zwischen 25-28°C bewegen. Eine Nachtabsenkung auf minimal 22°C ist empfehlenswert. Bei Nachttemperaturen unter 19°C ist die Überlebenschance der Tiere sehr gering. Die Luftfeuchtigkeit ist durch das Feuchthalten vom Bodengrund hoch genug. Die Lichtquelle sollte zugleich als Wärmestrahler dienen und einen UV-B Anteil aufweisen.

Für ein Einzeltier reicht ein Terrarium mit der Größe (L*B*H) 30*40*40 cm aus. Für ein Paar muss  das Terrarium eine Größe von 60*50*50 haben. Die Fütterung wird mit allerlei Insekten bis zu einer Länge von 7 mm ist optimal. Die Futtertiere werden mit einem für Chamäleons geeigneten Vitaminpulver (z.B. Korvimin ZVT, Minerall etc.) eingestäubt.

  Die Paarungswilligkeit kann durch das vermehrte Besprühen des Terrariums mit Wasser erreicht werden. Wie die Paarung dieser Art genau abläuft, konnte bis heute nicht beobachtet werden. Nach F. W. Henkel/S. Heinecke zeigten Terrarienbeobachtungen das gleiche Balzverhalten wie Brookesia minima. Die Weibchen sollen die Männchen mehrere Tage auf dem Rücken umhertragen. Die Trächtigkeit der Weibchen dauert etwa 2 Monate.

Zucht:

Die bis zu 10 Eier werden in einen selbst gegrabenen Krater abgelegt. Der Krater wird in der als Bodengrund vorhandenen feuchten Erde erstellt. Die Eier sind bis spätestens 1 Tag nach der Ablage in  ein luftdicht verschlossenes Gefäß mit feuchtem Substrat zu überführen. Am ersten Tag nach der Ablage muss die Lage des Eies noch nicht berücksichtigt werden. So können Gelege ohne die Gefahr des Absterbens des Embryos überführt werden. Nach 65 Tagen schlüpfen die Jungtiere bei einer Zeitigungstemperatur von 26-30°C. Die Schlupfdauer beträgt 1-3 Stunden. In dieser Zeit ziehen die Schlüpflinge den Dottersack ein und stellen auf Lungenatmung um. Jedoch hat sich inzwischen auch gezeigt, dass auch die im Terrarium belassenen Eier ohne große Probleme zum Schlupf kommen. Lediglich das Herausnehmen der Jungtiere gestaltet sich dann meist mehr als schwierig. Die frisch geschlüpften Jungtiere sind etwa 3 cm lang und haben somit mehr als ein Drittel ihrer Gesamtgröße.

     Die Aufzucht in Gruppen ist möglich. Die Terrarieneinrichtung entspricht derjenigen für adulte. Gefüttert werden die Jungen mit kleinen Fruchtfliegen (Drosophila). Es gibt Züchter, die ihre Drosophila immer mit einem hochwertigen Vitaminpulver einstäuben,  meiner Meinung reicht jedoch eine gesunde Zucht von D. aus, um Mangelerscheinungen vorzubeugen. Lediglich die sonst benutzten Futtertiere sollten entsprechend behandelt werden.

Besonderheit:

Die Art hat zu Abwehrzwecken eine besondere Körpereigenschaft entwickelt. Es handelt sich dabei um ein Muskelzittern, welches bei Berührung ausgelöst wird. Das Zittern wird von uns Menschen fast wie viele kleine hintereinander folgende Stromstösse wahrgenommen.

Für Fragen: furcifer @terrasauria.net
©  Winfried Bongers 2007 – TerraSauria-Team

Rieppeleon (Rhampholeon) brevicaudatus

Matschie 1892

Beschreibung:

Rh. brevicaudatus stammt aus den Bergen Tansanias (Ostafrika). Es ist mit einer maximalen Länge von rund 9 cm relativ klein, allerdings gehören Erdchamäleons im Allgemeinen generell zu den eher kleinen Arten. 
Die Grundfarbe ist schmutzigbraun bis teilweisegrün-braun, mitunter mit dunklen oder hellen Längsstreifen. Eine unbestätigte Vermutung ist, dass die Jungtiere einfarbig sind, adulte Tiere dann die Streifenzeichnung annehmen. Jedoch färben auch diese sich gelegentlich um. Am Kinn sitzen vergrößerte Schuppen ("Dornen"), welche ebenfalls an den Unterarmen vorkommen. Der Schwanz ist recht kurz, bei ausgewachsenen Tieren etwa 1-1,5cm.

 Terrarienhaltung

Gehalten werden die Tiere in einem Terrarium der Groesse 40x40x40cm oder mehr, wobei die Grundfläche entscheidender ist als die Höhe, denn Rh. breviaudatus hält sich meist im unteren Bereich des Terrariums auf. Eingerichtet wird das Becken immer als Regenwaldterrarium. Als Bodengrund kann ungedüngte Erde, mit etwas Sand vermischt, verwendet werden. Das Einbringen von einem teil Walderde trägt dazu bei, „lebenden“ Boden entstehen zu lassen. Die Wände können an den Seiten verkleidet werden, beispielsweise mit Korkplatten, die auch gerne zum Klettern benutzt werden. Das Terrarium sollte üppig gepflanzt werden, um einen natürlichen Lebensraum mit vielen Versteckmöglichkeiten zu bieten. Kleine Ficus benjaminii bieten viele Klettermöglichkeiten, ebenso wie ficus pumila Ficus pumila deckt schnell den ganzen Bodenbereich ab und auch die Seitenwände. Verschiedene kleinere Farne sowie Moos können ebenfalls benutzt werden. Einige quersitzende Zweige und etwas trockenes Laub auf dem Boden sollten nicht fehlen.

Die Temperatur im Terrarium sollte tagsüber zwischen 22 und 28° C schwanken, nachts ist eine Absenkung auf 17-20° C empfehlenswert. Die Luftfeuchtigkeit muss durch Sprühen oder eine Beregnungsanlage hoch gehalten werden (70-100% rel. Luftfeuchtigkeit).

 Gefüttert wird mit kleinen Heimchen und frisch geschlüpften Heuschrecken, Fliegen und anderen kleinen Insekten.

Das Terrarium kann  durch Halogenspots sowie eine Neonröhre beleuchtet werden.

Eine Geschlechtsunterscheidung ist nur durch die verdickte Schwanzwurzel der Männchen möglich, einen ausgeprägten Sexualdiphormismus wie bei vielen anderen Chamäleons gibt es nicht, bzw. wurde noch nicht beobachtet.

Eine Gruppenhaltung ist möglich, jedoch sollte immer nur ein Männchen je Terrarium gepflegt werden, da die männlichen Tiere Reviere bilden. Die Art ist eierlegend, wobei das Gelege aus 3-6 Eiern besteht, die vergraben werden. Es ist möglich, die Eier im Terrarium zu belassen, aber auch eine Inkubation bei etwa 25° C mit entsprechender Nachtabsenkung und 70-80% rel. Luftfeuchtigkeit ist möglich.

Für Fragen: furcifer @ terrasauria.net
©  Winfried Bongers 2007 – TerraSauria-Team


Literatur

Necas, P. & Schmidt, W.: Stummelschwanzchamäleons - Miniaturdrachen des Regenwalds. Die Gattungen Brookesia und Rhampholeon.  Edition Chimaira, Frankfurt 2004  -  www.chimaira.de

Friederich, Ursel 1985. Beobachtungen an Rhampholeon kerstenii kerstenii (PETERS, 1868) im Terrarium. Salamandra 21 (1)

Esser, S.; Flamme, A.; Lutzmann, N. & Schneider, H. 2004. Haltung und Vermehrung des Stummelschwanzchamäleons Rhampholeon brevicaudatus. Reptilia (Münster) 9 (4)

Leptien, R. 1991. Haltung und Nachzucht von Rhampholeon kerstenii kerstenii (PETERS 1868). Salamandra 27 (1/2)

Leptien, R. 2006. Mimese und Abwehrverhalten bei Stummelschwanzchamäleons. Reptilia (Münster) 11 (4)

Lutzmann, N. 2004. Das niedrigfrequente Vibrieren der Chamäleons. Reptilia (Münster) 9 (4)

Necas, P. & Schmidt, W. 2004. Geheimnisvolle Mini-Drachen: Die Erd- und Stummelschwanzchamäleons der Gattungen Brookesia und Rhampholeon. Reptilia (Münster) 9 (4)


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